Fischgesichter sehen unbestritten ganz anders aus als menschliche Antlitze. Trotzdem sind Schützenfische in der Lage, Menschengesichter zu erkennen. Sie können aber noch mehr: Fremde Menschen werden von bekannten Gesichtern unterschieden. Das zeigt zumindest eine australische Studie mit Schützenfischen.
Menschliche Gesichter zu erkennen wird eigentlich als Fertigkeit angesehen, für die es einige Gehirnkapazität braucht. „Denn Gesichter teilen die gleichen Merkmale“, erklärt die Wissenschaftlerin Dr. Cait Newport von der University of Queensland. Deswegen glaubte man lange, dass nur Primaten in der Lage sind, zwischen Individuen zu unterscheiden. Tatsächlich können das auch einige Säugetiere und speziell trainierte Tauben – aber, wie sieht es eigentlich bei Fischen aus?
Tierische Scharfschützen
„Das Gehirn von Fischen ist wesentlich simpler aufgebaut, ihnen fehlt auch die Gehirnregion, die Menschen haben um Gesichter einzuordnen“, so Newport. Deswegen ließe sich an den Tieren gut demonstrieren, inwiefern einfachere Denkorgan diese komplexe Aufgabe ebenfalls meistern können.
Als Forschungsobjekt wählten die Forscher den Schützenfisch aus. Diese Jäger haben hervorragende Augen, die unter anderem bei ihrer besonderen Beutefangmethode zum Einsatz kommen: Die Fische lauern kurz unter der Wasseroberfläche und schießen gezielt mit einem Wasserstrahl Insekten von Ästen und Gräsern. Diese spezielle Form des Nahrungserwerbs hat dem Schützenfisch auch seinen Namen eingebracht. Im Dienste der Wissenschaft können die Tiere mit ihren Spuckkünsten aber vor allem auch klar eine Entscheidung anzeigen.
Richtiges Gesicht anspucken
Im Falle des Experimentes von Newport präsentierten die Forscher den Schützenfischen Bilder von verschiedenen Menschen, die auf einem Bildschirm gezeigt wurden, der über dem Wasser hing. Wenn sie ein bestimmtes nicht anspuckten, bekamen sie ein kleines Futterpellet als Belohnung. So „bestochen“, zeigten die Fische, dass sie in 81 Prozent der Fälle in der Lage sind aus bis zu 44 unterschiedlichen Gesichtern das eine zu merken, dass ihnen einen Leckerbissen einbringt. Und zwar auch, wenn die Bilder in Grauwerten gezeigt wurde oder die Kopfform selbst unkenntlich gemacht war.
Fähigkeiten unterschiedlich
Es braucht also nicht unbedingt komplexe Gehirne oder viel Kontakt mit Menschen um Gesichter zu erkennen, das ist klares Ergebnis der Schützenfisch-Experimente. Allerdings darf man jetzt nicht annehmen, dass die Tiere nach den gleichen Hinweisen Ausschau halten, wie Menschen das tun. Vielmehr sind sie in der Lage, sich Muster zu merken und wiederzuerkennen. Dabei waren die Schützenfische im Test aber nicht alle gleich gut, einzelne Fische benötigten gerade einmal eine Trainingseinheit, während andere Tiere deutlich öfter angeleitet werden mussten. Einige wurden aber immer besser, je öfter sie Gelegenheit zum Üben hatten.