Werkzeuge machen das Leben leichter – man kommt damit zum Beispiel einfacher an den einen oder anderen Leckerbissen. Dieses Prinzip des „Dosenöffners“ ist dabei nicht alleine dem Menschen vorbehalten. Das beweist ein tropischer Lippfisch im Video.
Lange dachte man, das Nutzen von Werkzeugen ist eine Fertigkeit, die den Mensch vom Tier abhebt. Doch nach und nach entdecken Forscher immer mehr Beispiele, wie auch einige Tierarten Gegenstände für sich nutzen. Dazu gehören die Menschenaffen, die gerne Stöcke oder Steine einsetzen – wie Jane Goddall erstmals 1960 zu Protokoll brachte. Ein eindrucksvolles Beispiel ist der Seeotter, der auf dem Rücken schwimmend, einen Stein auf dem Bauch platziert und darauf dann die Schalen von Meerestieren knackt. Auch Krähen wurden schon dabei beobachtet, wie sie gezielt Nüsse auf Straßen fallen lassen, um an das schmackhafte Innere zu kommen.
Aber wie sieht es eigentlich bei Fischen aus? Giacomo Bernardi, Professor an der University of California gelang diesbezüglich 2009 eine absolut beeindruckende Beobachtung – er hatte dabei seine Videokamera im Anschlag und konnte das Verhalten so erstmals für die Nachwelt festhalten.
Muschel ausbuddeln und knacken
Auf dem Film ist ein Zahnlippfisch (Choerodon anchorago) zu sehen, der durch ein Korallenriff gleitet. „Dann begann der Fisch mit seinen Flossen Sand wegzufächeln und legte eine darin vergrabene Muschel frei“, erklärt der Biologe im Fachmagazin Coral Reefs.
Diese nahm das Tier ins Maul und schwamm damit anschließend eine längere Distanz. Offensichtlich wollte der Lippfisch ein geeignetes Plätzchen finden, an der er die Muschel durch gezieltes Draufschmettern zerbrechen lassen konnte. Er wurde fündig an einem Stein, den er anschließend als Amboss nutzte – wofür er mehrere Versuche brauchte.
Komplexe Vorausplanung
„Um zu so einem Verhalten fähig zu sein, muss der Fisch vorausschauend denken können“, so Bernardi, „denn es sind mehrere Schritte nötig“. Für einen Fisch sei das eine ziemliche Leistung. Gerade von Lippenfischen gibt es mehrere Augenzeugenberichte, dass sie Steine auf diese Weise für sich nutzen. Die tropischen Fische besitzen sehr gute Augen und können hervorragend Gerüche wahrnehmen – vor allem dürfte aber ihre Neugier ihnen geholfen haben, ein solches Verhalten zu entwickeln.
„Es könnte sogar sein, dass alle Lippfischarten zum Werkzeuggebrauch fähig sind“, meint der Meeresbiologe. „Wir verbringen leider nicht genügend Zeit unter Wasser und beobachten Fische.“ Dazu komme, dass der Fisch sein „Dosenöffner“-Prinzip sehr geschickt und schnell anwende, so dass es leicht übersehen werden könne.